27. July 2024

DER KOMPASS

DAS FORMAT FÜR KRITISCH DENKENDE

10 Fragen, die eine gute Quelle beantworten muss

Die Fülle an unterschiedlichen Informationen im Internet ist riesig. Darunter finden sich viele exzellente Beiträge, doch direkt daneben finden sich auch Desinformationen, Verschwörungstheorien oder irreführende Artikel.

Manche Texte sind nicht mehr aktuell oder ungenügend recherchiert. Andere verbreiten bewusst Lügen und Propaganda, oder überzeichnen die Realität mit Satire. Oft ist der Wahrheitsgehalt nicht auf den ersten Blick erkennbar. Daher sollte jeder Inhalt kritisch hinterfragt und auf seine Glaubwürdigkeit geprüft werden.

Weiß man, welche Fragen an die Online-Inhalte zu stellen sind, findet man schnell die richtigen Antworten! Wir haben euch die 10 wichtigsten Fragen zusammengestellt:

1. Beantwortet der Inhalt alle W-Fragen oder bleiben manche offen?
Wer hat was, wie, wo, wann und warum gemacht?

Seriöse Journalisten und Journalistinnen bemühen sich beim Recherchieren und Schreiben von Artikeln alle W-Fragen zu beantworten. Fehlen unbegründet wichtige Anhaltspunkte, ist es ein Grund, misstrauisch zu werden.

2. Wer ist der Autor oder die Autorin?

Um die Glaubwürdigkeit eines Inhalts beurteilen zu können, hilft es sich anzusehen, wer den Text verfasst hat. Der Autor oder die Autorin ist für den Inhalt verantwortlich. Wenn uns der Name verschwiegen wird, macht uns das misstrauisch. Wenn er angegeben ist, kann man den Namen googeln und so an weitere Informationen gelangen.

Bei journalistischen Artikeln ist meist gekennzeichnet, wer der Autor oder die Autorin ist, ob es ein redaktioneller Beitrag ist oder ob die Nachricht auf einer Aussendung der Austria Presse Agentur (kurz APA) beruht.

3. Auf welchem Medium wurde der Artikel veröffentlicht?
Hat es qualitätssichernde Instanzen, wie einen Verlag oder eine Redaktion hinter sich?

Einerseits hilft uns hier das Impressum weiter – fehlen dort wichtige Informationen, lohnt es sich weiter zu recherchieren. Andererseits sollte man auf die Domain achten.

Unter einer Domain versteht man, kurz gesagt, den Namen einer Website. Diese kann verschiedene Endungen haben, die uns etwas über die UrheberInnen der Website verraten: Sie können Hinweise auf das Herkunftsland der Website oder ihren Hintergrund geben. Manche Endungen sind gewissen Einrichtungen vorbehalten, Informationen auf diesen Seiten sind besonders vertrauenswürdig. Alle anderen Endungen sind käuflich erwerbbar.

  • gv.at steht für „governmental“, also offizielle Regierungseinrichtungen. Diese Endung ist etwa dem österreichischen Parlament, der Stadt Wien oder staatlichen Serviceseiten, wie help.gv.at vorbehalten.
  • ac.at steht für staatliche Bildungseinrichtungen. Diese Endung haben Universitäten, FHs und manche Schulen.
  • Die meisten Endungen, wie .at, .de, oder .it sind käuflich erwerbbare Länderkürzel, in diesem Fall für Österreich, Deutschland und Italien.
  • Endet eine Domain mit wordpress.com oder squarespace.com, bedeutet dies, dass die Website schnell und einfach erstellt wurde. Das lässt auf einen wenig professionellen Umgang und wird meist von Hobby-BloggerInnen benutzt. Diese Personen gehören höchstwahrscheinlich keiner offiziellen Institution an und sind ohne weiteres Hintergrundwissen nicht vertrauenswürdig.

4. Welche anderen Texte wurden von dem Medium und/oder der AutorIn veröffentlicht?

Es hilft sich die Seite, auf der ein Artikel erscheint, anzusehen: Nachrichtenmedien verdienen ihr Geld damit, über aktuelle Ereignisse zu informieren. Im Hintergrund steht eine Redaktion, welche die Korrektheit der Informationen überprüfen kann.

Wenn sich auf einer Seite jedoch mehrere unglaubliche Meldungen ohne schlüssigen Beweis finden, sollte man diese besonders kritisch hinterfragen. Parteien und Interessenvertretungen verfolgen mit ihren Texten ein persönliches Ziel, dies gilt es im Hinterkopf zu behalten.

5. Woher stammen die Informationen aus dem Text?

Die Informationen aus dem Text sind nur so wertvoll, wie die Quellen, auf die sie sich beziehen. Besonders stichhaltig sind offizielle Daten, sowie wissenschaftliche Studien. Zudem ist es gut, wenn der Autor oder die Autorin des Texts selbst vor Ort war und/oder mit den handelnden Personen gesprochen hat.

Fragen wirft es hingegen auf, wenn die Quelle aus dem Artikel nicht hervorgeht oder berechtigte Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit bestehen. Je weiter die Quelle vom Ereignis entfernt ist, desto unglaubwürdiger ist sie. Viele dubiose Falschmeldungen beginnen etwa mit der Formulierung: „Ein Freund hat mir erzählt …“ oder sogar „Dem Vater eines Freundes ist Folgendes passiert…“

6. Ergibt das Geschriebene überhaupt Sinn?

Im Internet  laufen einem manchmal unglaubliche Meldungen über den Weg, bei denen man sich „Das gibt’s doch nicht!“ denkt. Meist hat man mit diesem Gedanken recht. Tritt man einen Schritt zurück und überdenkt das Gelesene, werden diese sensationellen Nachrichten, die einen zuerst aufgewühlt haben, schnell unglaubwürdig.

7. Wann wurde der Beitrag veröffentlicht?

Aktualität ist ein wichtiger Faktor. Ist der Text schon mehrere Jahre alt, kann es sein, dass er veraltet ist. Ist gar kein Datum angegeben, sollte uns das stutzig machen. Abgesehen davon muss man einmal im Jahr, am 1. April, ganz besonders aufmerksam sein, denn dann kursieren viele Spaß-Meldungen.

8. Kommen in der Nachricht verschiedene Sichtweisen und Meinungen zu Wort?

„Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.“ sagte schon Karl Popper. Glaubwürdige Informationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie uns die Standpunkte mehrerer Seiten verständlich machen, also etwa Gegner und Befürworter einer Diskussion zu Wort kommen lassen.

9.Werden die Informationen sachlich übermittelt?

Der Stil eines Textes kann einiges über seine Glaubwürdigkeit aussagen. Hierbei sollte man darauf achten, ob die Inhalte emotional und skandalös oder eher objektiv dargestellt werden.  Viele Rechtschreibfehler können etwa auch ein Hinweis auf eine weniger professionelle Vorgehensweise sein.

10.Ist die Nachricht auf anderen Seiten zu finden? Wenn ja, auf welchen?

Wenn die Hinweise, welche uns die Meldung, und die Quelle gegeben haben, nicht ausreichen, um den Inhalt zu bewerten, lohnt es sich die Nachricht auf anderen Seiten zu überprüfen. Denn über eine wahre Nachricht berichten mehrere Quellen. Falls andere Quellen, dem Inhalt widersprechen, muss man sich die einzelnen Texte genauer ansehen und so entscheiden, welche Nachricht vertrauenswürdig ist.

Bonusfrage: Was denken meine Freunde über den Text?

Fragt eure Familie, Freunde und Freundinnen was sie von der Nachricht halten, die euch beschäftigt. Gemeinsames Diskutieren und neue Perspektiven bringen oft Licht ins Dunkle.

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